Christbaum

by dreamies.de

Der Winter ist ein karger Mann,
er hat von Schnee ein Röcklein an;
zwei Schuh von Eis sind nicht zu heiß;
von rauhem Reif eine Mütze
macht auch nur wenig Hitze.

Er klagt: „Verarmt ist Feld und Flur!“
Den grünen Christbaum hat er nur;
den trägt er aus in jedes Haus,
in Hütten und Königshallen: den schönsten Strauß von allen!

(Friedrich Wilhelm Weber 1813 – 1894)

Ich wünsche allen Besuchern und Lesern meines Blogs frohe Weihnachten

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Herzgeliebte

Herzliebez frouwelin,
got gebe dir hiute und iemer guot !
Kund ich baz gedenken din,
des hete ich willechlichen muot.
Waz mac ich dir sagen me,
wan daz dir nieman holder ist?
Owe da von ist mir vil we.

Dichter: Walter von der Vogelweide

Hier ist die Übersetzung

Herzgeliebte kleine Herrin,
Gott gebe Dir heute und immer Gutes!
Könnt ich Dich besser begrüßen,
so würde ich es gerne tun.
Was kann ich Dir mehr sagen,
als das Dir niemand so hold ist?
Oh weh, davon muss ich viel leiden.

Bildquelle: Gerd Altmann by pixelio.de

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Alkoholisches

Wenn wer mal ein Gläschen kippt,
oder an ’nem Schorle nippt,
findet er das angenehm,
steht da nirgends ein Problem.

Einesteils tut Alkohol
dem verkorksten Magen wohl;
and’rerseits ist man ein Mann,
der darauf verzichten kann.

Jedoch.. findet man’s erst herrlich,
wird die Sache hoch gefährlich.

Ist man dann dem Suff ergeben,
hat man weniger vom Leben;
nämlich – weil der, welcher trinkt
ziemlich rasch hinabwärts sinkt.

Unten dann, so auf dem Grunde,
geht man schleunigst vor die Hunde
und ist einfach irgendwann
nicht mehr ein gefragter Mann.

Schließlich führt die Sauferei
am Erhofften stets vorbei;

Allderweil, der, welcher säuft
meistens schief im zick-zack läuft,
wodurch er wohl niemals leicht
ein erstrebtes Ziel erreicht.
Erst noch fühlt man sich enthemmt,
Später ist man aufgeschwemmt.

Es ist so: der Alkohol
macht den Konsumenten hohl.
Außerdem – im Großen-Ganzen
strapaziert er die Finanzen.

Autor: Friedrich Rieber (Fritz the Cat)

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Tausendundeine Nacht

Ich bin Scheherezade
Abends hüll ich mich in ein Gewand,
bunt wie die östlichen Märchen.
Doch erzählen muss ich nicht mehr um mein Leben.

Hab gelernt, in Stiefeln zu gehen, aufzutreten,
Faustregel: Heutzutage nimmt man nicht jeden.
Da muss er sich erst mal beweisen.

Also, mein Sultan, du bist dran.
Märchen erzählen kann jeder,
aber tausendundeine Nacht, das sind fast drei Jahre.
Da muss man sich schon was einfallen lassen.

Sichelmond hängt übern Haus, scheint uns aufs Bett.
Mitten im Satz schläft mein Sultan,
schläft einfach ein.

Köpfen werde ich ihn nicht.

Dichterin: Christa Kozik

Feuchtfrohes

Mancher fühlt sich pudelwohl
mit ’nem Schlückchen Alkohol.
Kriegt er deren gar zwei- drei,
ist er richtig voll dabei.

Oh, er freut sich seines Lebens,
während dieses sel’gen Hebens.
Ganz im Innern, bis ins Mark
fühlt er, er ist heute stark.

Auch wenn er bezahlen muss,
ist es damit noch nicht Schluss.
Was bedeutet heute Geld?
Nichts.. Er zahlt – was kost‘ die Welt?

Übel, traurig wird’s Erwachen,
weit und breit kein Grund zum Lachen.
Ist auch strahlend schön der Morgen,
ihm ist schlecht. Die kleinen Sorgen,
die ihn just zum Gläschen trieben,
sie sind nicht allein geblieben.
Während er gar fröhlich war,
zeugten sie ihm noch ein paar,
die ihn keinen Deut beglücken –
nein, nur gottsallmächtig zwicken.

Merke: schönste Rauscheswonne
taugt am Ende nicht die Bohne.

Dichter: Friedrich Rieber (Fritz the Cat) Leider ist unser Freund nicht mehr unter uns. Daher werde ich seine Gedichte, der er mir anvertraute, hier nach und nach veröffentlichen.

Bildquelle: Wandersmann by pixelio.de

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